Marlon Brando, Kim Stanley, Paul Newman, Joanne Woodward, Montgomery Clift, Dustin Hoffman, Ellen Burstyn, Robert De Niro, Faye Dunaway, Jack Nicholson, Leonardo DiCaprio oder Daniel Day-Lewis - die Geschichte des Kinos ist geprägt durch herausragende Leistungen von Schauspieler*innen, die in der Tradition des sogenannten Method Actings stehen. Die diesjährige Retrospektive rückt diese Kunst des Schauspiels in den Mittelpunkt und zeigt, wie das System der Method nicht nur das Kino veränderte, sondern auch unsere Vorstellung davon, was eine gute Schauspielleistung ausmacht.
Die Wurzeln der Method reichen in das kaiserliche Russland zurück. Dort entwickelte Konstantin Stanislawski eine Ausbildung für Schauspieler*innen, in der die „Kunst des Erlebens“ (und nicht die „Kunst der Darstellung“) im Mittelpunkt stand. Ab den 1930er-Jahren führten einige seiner Schüler*innen seine Lehre in den USA fort. Gemeinsam mit einer Generation junger Schauspieler*innen machten sie sich daran, das Schauspiel grundlegend zu revolutionieren. Die expressive Theatralik sollte dem Naturalismus weichen, zentrales Ziel war die Wahrhaftigkeit der Gefühle. Zu diesem Zweck sollte man lernen, auf die eigenen Gefühle und Erfahrungen zurückzugreifen. Aus diesen gelebten Erfahrungen galt es dann, die Inspiration für die Rolle zu schöpfen.
Ausgehend vom Boxerdrama ›Jagd nach Millionen‹ (1947) zeigt die diesjährige Retrospektive einige der wichtigsten Werke des Method-Acting-Kinos. In einer seiner bewegendsten Rollen verkörpert Marlon Brando in ›Die Faust im Nacken‹ (1954) einen Hafenarbeiter, der sich gegen korrupte Gewerkschaftler stellt; Montgomery Clift und Marilyn Monroe schleppen sich als gebrochene Menschen durch John Hustons ›The Misfits‹ (1960) und Rod Steiger spielt in ›Der Pfandleiher‹ (1964) auf unvergessliche Weise einen Holocaust-Überlebenden, der plötzlich in New York mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Einen besonderen Schwerpunkt der Retrospektive bilden Schauspielerinnen, die viel zu oft im Schatten ihrer männlichen Kollegen wie Brando, Clift oder Newman standen. Dabei übten Joanne Woodward, Sally Field, Kim Stanley oder Barbara Loden mit ihren Auftritten auf der Bühne und im Kino einen mindestens ebenso großen Einfluss aus wie ihre männlichen Kollegen.
Ein zweites Boxerdrama, Martin Scorseses ›Wie ein wilder Stier‹ (1980), ist der chronologische Schlusspunkt des Programms. Mit Robert De Niros legendärer Leistung (um die Rolle zu spielen, nahm er 26 Kilogramm zu) endete das goldene Zeitalter der Method. Vor allem aber waren dessen Grundprinzipien mittlerweile weltweit in die Ausbildung von Schauspieler*innen eingeflossen. Bis heute sind sie daraus nicht mehr wegzudenken.