Kino am Rande des Konventionen- zusammenbruchs

Selbstreflexive Filme hinterfragen die Bedingungen ihrer eigenen Entstehung - metaphysisch, gesellschaftlich und ästhetisch

Eine spanische Kleinstadt zwischen Patriarchat, Katholizismus und Überalterung. Unerfüllte Sehnsüchte der Frauen prallen hier auf die Unzulänglichkeiten einer dem Untergang geweihten Männerwelt. Es ist eine Geschichte verzweifelter Ausbruchsversuche. Doch zur gelungenen Einheit wird dieser mutige Erstling weniger durch seine Handlung als durch eine Ästhetik suggestiver und mysteriöser Szenen, fotografiert in Bildern von eigenartig blasser Farblosigkeit. Heute Abend feiert der spanische Wettbewerbsbeitrag von Ainhoa Rodríguez ›Destello Bravío‹ Premiere in Heidelberg. Direkt im Anschluss wird der Film auch auf unserem IFFMH Stream verfügbar sein.

Die große Liebe scheinen die drei Protagonist*innen in Miguel Gomes' neuem Streich zu finden: Doch in ›The Tsugua Diaries‹, den er gemeinsam mit Maureen Fazendeiro inszeniert hat, ist nichts wie es in gewöhnlichen Romantic Comedies scheint: Menschen, die sonst hinter der Kamera bleiben, sind Teil der Geschichte, der Tonmann will etwas sagen, die Regisseurin liegt auf der Couch, der Film legt seine Machart offen. Eine Krisensitzung wird einberufen, denn einer im Team hat sich nicht an die Corona-Maßnahmen gehalten. Der Blick hinter die Kulissen ist verschmitzt, keiner nimmt sich ernst. Wie angenehm in einem Jahr, das alle auf sich selbst zurückwirft.

In einer wütenden Autofiktion mahnt der israelische Filmemacher Nadav Lapid die Freiheit der Kunst in seinem Heimatland an: In ›Aheds Knie‹ lässt er sein Alter ego, den Filmemacher Y., auf Einladung der israelischen Regierung in eine entlegene Wüstensiedlung reisen. Vor Ort wird er von Yahalom, einer jungen Beamtin des Kulturministeriums gebeten, eine Erklärung zu unterzeichnen, die ihm die freie Rede während der Veranstaltung verbietet. Inmitten einer archaisch anmutenden Steinwüstenlandschaft entwickelt sich der Kampf eines Künstlers mit seinen persönlichen und politischen Dämonen und einer autoritären Kulturpolitik.