Ehrengast Nicolas Winding Refn

Der dänische Regisseur und Drehbuchautor erhält unseren GRAND IFFMH AWARD

Mit dem GRAND IFFMH AWARD würdigt das Filmfestival die eindrücklichsten, stilprägendsten und innovativsten Filmemacher*innen der Gegenwart. Nach Guillaume Nicloux (2021) und Alice Winocour (2022) erhält in diesem Jahr Nicolas Winding Refn die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung.

Festivalleiter Sascha Keilholz: “Vor über zwanzig Jahren war Nicolas Winding Refn mit seinem zweiten Film ›Bleeder‹ Gast des IFFMH. Damals war noch nicht abzusehen, welche steile Weltkarriere vor ihm liegen würde. Er hat sich inzwischen nicht nur in Hollywood etabliert, sondern dort mit ›Drive‹, ›Only God Forgives‹ und ›The Neon Demon‹ gleich drei der prägenden Filme des frühen 21. Jahrhunderts realisiert. Bemerkenswert ist Refns kinematografische Experimentierfreude, seine eigenständige Vision von Kino. Seine Bildsprache überwältigt uns - und lässt uns gleichermaßen immer wieder staunen.”

Refn, Jahrgang 1970, Sohn einer Kamerafrau sowie eines Filmregisseurs und Cutters, emigrierte im Alter von acht Jahren von Dänemark in die USA. Er besuchte die American Academy for Dramatic Arts. Seinem späteren Hollywood-Durchbruch ging zunächst eine europäische Karriere voraus. Im ersten Teil seiner ›Pusher‹-Trilogie (1996, 2004, 2005) inszenierte er Kim Bodnia und den jungen Mads Mikkelsen. Darauf folgten die Arthouse-Hits ›Bronson‹ (2009) mit Tom Hardy in der Titelrolle und ›Walhalla Rising‹ (2009), eine Mischung aus Wikinger-Mär und Kunstfilm, mit Mikkelsen in der Hauptrolle.

Refns Filme zeichnen sich durch starke Kontraste aus, viel Dunkelheit, zunächst noch in grobkörnigen Bildern, später eine grelle, gestochene Neon-Noir-Ästhetik. Seine Figuren sind dabei häufig namenlose Archetypen, die ein problematisches Verhältnis zur Welt aufweisen. Ihr ausgiebiges Schweigen ist der beredte Ausdruck dessen. Neben Mads Mikkelsen hat Refn mit einigen der bedeutendsten Schauspieler*innen unserer Zeit zusammengearbeitet. Er inszeniert Ryan Gosling in seinem Gangsterfilm ›Drive‹ (2011) als jungen Stuntman und Fahrer von Fluchtautos, der sich in seine Nachbarin (Carey Mulligan) verliebt. In Cannes wird er für die beste Regie ausgezeichnet. In ›Only God Forgives‹ (2013) setzte Refn die Zusammenarbeit mit Gosling auf radikale Weise fort. Mit ›The Neon Demon‹ (2016) realisierte er einen Horror-Thriller mit Elle Fanning, Jena Malone, Christina Hendricks und Keanu Reeves.

Zuletzt hat sich Nicolas Winding Refn erst mit ›Too Old to Die Young‹ dem Serienformat zugewandt und ist schließlich mit ›Copenhagen Cowboy‹ nach Dänemark zurückgekehrt - aber mit einer neuen Ästhetik. Die Heldenfigur - ist diesmal eine Frau.

Im Rahmen des 72. IFFMH sind ›Pusher‹, ›Drive‹ und ›Only God Forgives‹ nochmals zu erleben.